Neuseeland - Rundreise 2011
Donnerstag, 03.11.2011 - Leonberg
Sonnig, +18°C
Auf meine morgendliche Joggingrunde habe ich heute Morgen verzichtet. Ich möchte heute lieber sehr früh im Büro sein. Schließlich gibt es heute noch sehr viel zu tun. Der letzte Tag vor dem langersehnten Urlaub. Außerdem sage ich nur ein Stichwort "Thailandflut". Schlimm genug, dass die Leute dort unten in ihrer Existenz bedroht sind, muss jetzt noch die halbe Welt wegen irgendwelcher Bauelemente-Engpässe verrücktspielen. Naja, heute noch. Aber dann kann ich für meine Firma halt auch erst einmal nicht mehr viel tun an der Stelle. Der Tag ist wirklich nervig und sehr zäh. Es kommt immer noch etwas das „noch kurz“ gemacht werden sollte. Aber um 18 Uhr ist dann einfach Schluss. Feierabend. Endlich habe ich Urlaub. Ich habe so viele Monate auf diesen Moment gewartet. Während meine Kollegen im Sommer Urlaub hatten, saß ich im Büro und habe Vertretung geschoben. Jetzt darf ich auch endlich mal weg. Mein Chef hatte schon recht, dass die Zeit vom letzten Sommerurlaub bis zum heutigen Tag sehr lange und anstrengend werden würde. Nach dem Abendessen treffe ich mich mit ein paar guten Freunden und Bekannten im IrishPub. Es war ein echt gemütlicher Abend. Es hat michauch wirklich sehr gefreut, dass so viele Leute gekommen sind. Echt klasse! Allerdings ist die Feier an dem Abend nicht sehr lange gegangen. Ich war einfach tierisch müde…
Freitag, 04.11.2011 - Leonberg – Frankfurt
Sonnig, leichte Bewölkung, +19°C
Die vergangene Nacht war irgendwie recht kurz. Ich saß nach dem Besuch im IrishPub noch eine Zeit lang vor dem Fernseher. Heute Morgen bin ich (wie üblich) recht früh aufgewacht. Aber das passt schon, denn es gibt heute noch eine Menge zu erledigen: Meinen Rucksack muss ich noch fertig packen, das Leergut aus dem Keller noch in den Supermarkt bringen und im THW will ich auch noch vorbei. Dort hängen die Batterien von meinem 5-Tonnen-Tamagotchi noch am Ladegerät. Das sollten sie die nächsten fünf Wochen aber nicht bleiben… Somit ist der Vormittag schnell vorbei. Zum Mittag gibt es die mitgebrachte Pizza vom Supermarkt. Nach dem Essen noch unter die Dusche und dann den Rucksack zum letzten Mal auf die Waage stellen. 18kg! Das ist echt gut! Na da bin ich mal gespannt, ob und was ich vergessen habe. Wenig später taucht dann mein Studienkollege aus Fachhochschulzeiten und jetziger Mitwanderer Daniel auf. Mit seinem Hut erinnert er mich irgendwie an Indiana-Jones! Dann kann es nun ja endlich los gehen. Weil wir beide startklar sind und auch sonst alles geklärt ist, nehmen eine S-Bahn früher als geplant, um nach Stuttgart zu kommen. Von dort geht es per ICE weiter nach Frankfurt zum Flughafen. Die Fahrt verläuft ohne Probleme. Keine Verspätung, kein Streik oder sonst was. Ich Frankfurt machen wir uns auf den Weg ins richtige Terminal. Zum Glück kennt sich Daniel ganz gut hier aus. Er kommt wohl öfter hier her. Bei der Gepäckabgabe gibt es auch keine Probleme. Lediglich die wenig erfreuliche Info, dass sich unser Abflug um über eine Stunde verzögert. Das bedeutet eben warten … warten … warten. Aber dann ist es soweit. Der Flug macht seinen nächsten Zwischenstopp in Dubai. Bis dorthin ist Zeit fürs Tagebuch, auch wenn nicht wirklich viel Platz ist zum Schreiben. Leider waren meine Beine dann doch irgendwie 5 cm zu lang, was die Möglichkeiten um sich bequem im Sitz zu räkeln leider eingeschränkt hat. Der Flug an sich, war aber sehr ruhig und so war auch Zeit zum Schlafen. Die nächsten fünf Stunden bis Dubai kamen mir schon recht lang vor. Und das war nur der kleinste Teil der Reise. Ich bin gespannt, wie der weitere Teil der Anreise nach Neuseeland verläuft.
Samstag, 05.11.2011 - Dubai
Sonne, sehr schwül, 31°C
Nach unserer Ankunft am Flughafen in Dubai dauert die Einreise in das Land nicht sehr lange. Ein Foto und zwei Stempel in den Reisepass … das war´s. Nach dem langen Flug machen wir uns erst einmal auf die Suche nach etwas zu Essen. Landesübliche Kost wäre perfekt. Und tatsächlich werden wir schnell fündig: Bei Burger King lassen wir uns Pommes und Apfeltaschen schmecken! Bis unser Shuttle uns abholen wird, ist noch Zeit und die lassen wir uns schmecken. Die Sache mit dem Shuttle war jedoch leider nicht so der Hit. Wir haben über eine Stunde am „Pick-Up“ gewartet, aber unsere Shuttle ist nicht aufgetaucht. Zum Glück hatten wir die Telefonnummer vom Hotel und konnten dort anrufen und uns nach dem Verbleib des Shuttles erkundigen. Daraufhin kam dann auch recht schnell jemand vorbei und hat uns abgeholt. (Anmerkung: Beim Anblick meiner Telefonrechnung musste ich zu Hause erst einmal kurz schlucken: Dubai ist nicht grade günstig, wenn man mit seinem Mobiltelefon irgendwo anruft!) Wir kamen kurz vor Mittag im Hotel an. Aufs Zimmer konnten wir aber erst gegen 14Uhr. Also haben wir die Zeit mit Faulenzen verbracht. Am Pool gab es Liegestühle im Schatten und ich habe spontan etwas Schlaf nachgeholt. Als dann unser Gepäck auf dem Zimmer war, konnten wir unsere geplante Stadtrundfahrt antreten. Wir hatten schon bei der Planung der Reise beschlossen, dass wir in Dubai einen kurzen Zwischenstopp einlegen und uns diese Stadt ansehen wollten. Im Gegensatz zum Vormittag verlief die Sache mit dem Shuttle nun wirklich reibungslos. Der Fahrer des Shuttles hat uns zu einem großen Bus gebracht. Vom Sammelpunkt aus ging es zusammen mit einer großen Gruppe Touristen durch die Stadt. Die Tour war wirklich interessant. Unterwegs stiegen wir bei der einen oder anderen Sehenswürdigkeit aus, um diese aus der Nähe zu betrachten. Natürlich blieb auch Zeit für Fotos. Schnell ging es wieder zurück in den klimatisierten Bus und weiter zum nächsten Highlight. Insgesamt dauerte die Tour fünf Stunden. Gelohnt hat es sich aber schon. Es ist schon krass, wenn man bedenkt, dass die Leute dort vor knapp 30 Jahren noch in Häusern aus getrockneten Korallen gelebt haben. Und nun ist Dubai solch eine Megastadt geworden. Man zahlt dort keine Steuern. Und alle, die zu den eigentlichen „Araber-Einwohnern“ gehören bekommen vom Schaich sogar ihren Lebensunterhalt bezahlt. Die müssen nichts arbeiten und bekommen dafür sogar noch Geld!! 40% aller Einwanderer in den Vereinigten Arabischen Emiraten (UAE) stammen aus Indien. 10% kommen aus Europa. Lediglich 20% sind einheimische. Den Rest habe ich vergessen. Auch auf dem traditionellen Markt wähnt man sich eher in Indien, als in der Wüste Dubais. Interessant sind die vielen Gerüche der unzähligen Gewürzhändler. In großen Säcken verkaufen sie Gewürze aus aller Welt. Auch Daniel und mir wollen die Leute immer wieder etwas andrehen. Ein Händler spricht uns auf Deutsch an und bittet uns in seinen Laden. Er macht natürlich Werbung für seine Lebensmittel und Gewürze. Er kann leider überhaupt nicht verstehen, dass wir so etwas auf gar keinen Fall nach Neuseeland einführen dürfen. Wir müssten es am Flughafen in Christchurch wegwerfen und dafür wäre seine Waren doch viel zu schade. Anstelle der Gewürze kaufe ich mir aber noch ein traditionelles Shemag. Mit einer Bootsfahrt über den nächtlichen Dubai-Creek geht ein spannender Tag mit sehr viele Eindrücken, Gerüchen und Geschmäckern zu Ende.
Sonntag, 06.11.2011 - Flug Dubai - Bangkok
Sonnig, +31°C
Schon um 9 Uhr am heutigen Vormittag soll unser Flug nach Neuseeland weitergehen. Damit nicht zu viel Stress aufkommt, stellen wir uns den Wecker auf 5:45 Uhr und sind pünktlich um 6:30 Uhr beim Frühstück. Früher ging es leider nicht, da die Leute das Frühstück eben nicht früher bereitstellen. Und so kommt leider schon beim Frühstück etwas Hektik auf, denn beim Check-Out an der Rezeption hat man uns erklärt, dass zwei Stunden vor Abflug am Flughafen zu sein, schon sehr knapp sei. Noch unruhiger macht mich die Tatsache, dass das Shuttle zum Flughafen erst um 7Uhr fahren soll. Inzwischen haben wir ja einschlägige Erfahrungen mit der Pünktlichkeit der Shuttles gemacht. Um nicht noch einmal solch eine Erfahrung zu machen, beschließen wir ein Taxi zum Flughafen zu nehmen. Dafür muss ich aber nochmal ins Hotel zurück und Geld wechseln. Denn der Taxifahrer nimmt nur Bargeld (wow, und das in einem Land wo es doch offenbar egal ist, woher das Geld kommt. Hauptsache es fließt…) Am Flughafen angekommen, versuchen wir es am „Self Check-In“ um Zeit zu sparen. Aber das klappt leider nicht so wirklich. Aber hier hilft man uns gerne weiter und bald haben wir es auch geschafft. Etwas später kommen wir an ein paar Hotelgästen vom Morgen vorbei. Das Shuttle wäre also pünktlich gewesen. Nun ja, die hatte gestern ihre Chance und es da eben verbockt. Als wir unsere Rucksäcke wieder in die Transportbeutel verstaut hatten, konnten wir diese abgeben. Ohne das zusätzliche Gewicht (welches uns auf jeden Fall die nächsten Wochen auf Schritt und Tritt begleiten wird) machen wir uns auf den Weg zum Gate. Nun beginnt die nächste Etappe auf dem Weg nach Neuseeland: Der Flug nach Bangkok. Dort ist der nächste Zwischenstopp und wir müssen hier erst einmal alle die Maschine verlassen, auch wenn genau dasselbe Flugzeug nach Christchurch weiterfliegen soll. Das ist wohl eine neue Sicherheitsbestimmung. Aber diese kostet einfach sehr viel Zeit…
Montag, 07.11.2011 - Flug Bangkok – Melbourne - Christchurch
Sonnig, sehr windig, +18°C
In Bangkok müssen wir alle, obwohl wir den Sicherheitsbereich nicht verlassen haben, erneut durch die Sicherheitskontrolle. Wie gesagt, offenbar eine neue Regelung. Was solls, irgendwann geht es dann weiter nach Sidney. Und hier gibt es dann ebenfalls wieder das gleiche Spiel: Alle raus, durch die Kontrolle und anschließend alle wieder rein. Zwischendurch gönnen wir uns was zu Essen, wenn wir schon mal in Australien sind. Wir haben beide ziemlichen Kohldampf. Denn die Portionen, die im Flugzeug serviert werden sind nicht grade besonders üppig. Und ich musste feststellen, dass bei Emirates „vegetarisch“ offenbar gleichbedeutend ist mit „hat wenig Hunger und isst nur Mini-Portionen“… Ziemlich hungrig machen wir uns also auf die Suche nach landestypischer Verpflegung und werden recht schnell fündig: Burger King lautet die Devise. Gut gestärkt machen wir uns dann auf den Weg zum Gate und zur nächsten Etappe. Das letzte Stück der Reise kann kommen. Irgendwann haben wir es dann geschafft. Ich kann wirklich nicht mehr länger sitzen. Meine Beine brauchen unbedingt Bewegung. Nun bin ich gespannt, wie die Einreise nach Neuseeland verläuft. Es ist ja hinlänglich bekannt, dass die Kontrollen sehr streng sind. Es geht darum, dass Schädlinge aus anderen Kontinenten eingeschleppt werden. Das könnte für das Ökosystem Neuseelands durchaus ein Problem darstellen. Die Dame am Zoll verschwindet mit meinem Hotel Hilleberg in einem Nebenraum. Erst nach einigen Minuten kehrt sie zurück. Sie hat es wohl sehr gründlich inspiziert und sogar das Innenzelt herausgenommen. Damit wohl auch ganz sicher keine Fliege oder sonst was darin als blinder Passagier mitgekommen ist. Eine Fliege hat sie wohl gefunden. Aber ich denke die war platt, wie ne Flunder… Den Reißverschluss meiner Sandalen fummelt die gute Frau auch sehr gründlich sauber. Da dürfen keine Grassamen und andere Dinge mehr drin hängen. Das habe ich natürlich zu Hause auch schon kontrolliert, aber die Neuseeländer nehmen das wirklich äußerst penibel. Am Schalter neben mir macht Daniel irgendwelche lustigen Verrenkungen, um den Zöllner von der Sauberkeit seiner Schuhsolen zu überzeugen. Ein Stück weiter gibt es Ärger, weil eine Frau einen Apfel im Gepäck hat, obwohl sie angegeben hat, kein Obst dabei zu haben. Au Backe, die sind ja schon drauf hier… Nach einem kurzen Abstecher am Geldautomaten machen wir uns mit dem (schon wartenden) Shuttle auf den Weg ins Hotel. Ein schickes Hotel, aber ich verstehe gar nicht, warum das Ding so komplett ausgebucht ist. Denn schon bei der Buchung der Reise von zu Hause aus, war es fast unmöglich ein (relativ günstiges) Hotel zu bekommen. Das Hotel ist schick, das Zimmer gut, nur irgendwie scheinen die wohl keinen guten Fensterbauer zu haben. Es gibt einige Fenster, die mit Holzplatten verschlossen sind. Nun ja. Kommt ja mal vor… Gleich neben unserem Hotel (dem Chateau on the Park) beginnt ein großer Park. Hier herrscht reger Betrieb viele Jogger(innen), Inline-Skater(innen) und Spaziergänger(innen) sind unterwegs. Recht sportlich, die Kiwis! Wir laufen erst einmal eine kleine Runde nach Norden durch den Park. Als wir am Hotel zurück sind, haben wir noch lange nicht genug gesehen und beschließen dieses Mal eine große Runde zu laufen. Wir laufen nach Osten in Richtung Innenstadt. Auf unserem Weg zur Innenstadt kommen wir durch ein Viertel, in dem viele große Häuser und Hotels abgerissen werden. Sieht irgendwie noch großer Innenstadt-Sanierung aus. Viele Straßen sind abgesperrt und übersäht mit tiefen Rissen und Furchen. Dann überkommt uns die schreckliche Wahrheit, die hinter dieser Stadt-Sanierung steckt: Das schwere Erdbeben vom Februar. Nun machen auch die vielen Schilder an den kleinen unbewohnten Häusern sinn „Danger, do not enter“. An vielen Häusern hatte jemand mit einer Spraydose Datum und Uhrzeit aufgesprüht, einen Namen und das Wort „Clear“ hinterlassen. 185 Menschen sind in diesem Erdbeben ums Leben gekommen. Ich halte meine Kamera in der Hand, mit der ich eben noch Bilder der „Abriss-Buden“ gemacht und komme mir vor wie ein widerlicher Katastrophen-Tourist. Schnell lasse ich die Kamera verschwinden und wir verlassen das Gebiet auf dem schnellsten Wege.
Wir essen unterwegs noch etwas beim Subway und unterhalten uns lange über die Eindrücke aus der zerstörten Innenstadt. Aber so langsam fordern die Zeitverschiebung von exakt 12 Stunden und der lange Flug ihren Tribut. Recht bald gehen wir zu Bett. Die erste Nacht in Neuseeland!