Radreise Gibraltar - Leonberg – 2023
Mittwoch, 04.10.2023 — Salis-de-Bearn - La Gare
23. Tag
Wetter morgens: trocken aber recht kühl, kein Wind, starke Bewölkung
Tages-Kilometer: 130 km
Gesamt-Kilometer: 2523 km
Durchschnitt: 22,1 km/h
Fahrzeit: 5h52
Wetter tagsüber: morgens noch dichte Bewölkung und kühl, ab Mittag viel Sonne und angenehm warm, mäßiger Wind
Wetter abends: sonnig, leichte Bewölkung, kein Wind, kühl (bin um 19 Uhr ins Haus, weil es kalt wurde)
Abfahrt: 8:45 Uhr
Ankunft: 16:30 Uhr
Ich bin gestern gegen 22 Uhr ins Bett gegangen und habe geschlafen bis um 6:30 Uhr der Wecker die Nacht beendet hat. Müsli einweichen, Klamotten einpacken.... Ihr kennt das ja.
Um 8:45 Uhr bin ich startklar und fahre los. Zurück zum Track und dann weiter auf meiner Abkürzung, die ich für heute festgelegt habe. Auf mehr oder weniger stark befahrenen Straßen geht es genau nach Norden. Allerdings sind damit auch ein paar zusätzliche Höhenmeter verbunden. Was mir gar nicht gefällt ist die Art wie dicht manche Autofahrer überholen. Es ist wirklich nicht viel Verkehr, so dass jemand vielleicht irgendwann mal ungeduldig wird und sich vorbeidrückt. Nein, tatsächlich wird mit hoher Geschwindigkeit und wenig Abstand auch bei Gegenverkehr überholt. Ich bin froh, wenn wenigstens noch ein Meter Abstand bleibt. Auf die Idee langsamer zu überholen kommt wirklich kein einziger Autofahrer. Von daher ziehe ich den Radweg der sich an meine Abkürzung anschließt schon vor. Aber auch der verläuft auf Straßen und auch hier wird ähnlich gefährlich überholt.
Am Nachmittag mache ich an einem Supermarkt eine kurze Pause um meine Keks-Vorräte wieder ein bisschen aufzustocken und vor allem um Proviant zu kaufen. Denn in dem kleinen Dorf wo ich eine Übernachtung gefunden habe gibt es nichts zum Einkaufen. Also muss ich entsprechend schon vorher einkaufen. Und wie es eben so ist, wandert noch eine Packung Brot mit Schoko-Flecken in den Einkaufskorb. Neugierig probiere ich vor dem Supermarkt gleich mal ein paar Scheiben von dem leckeren Brot mit Schoko-Flecken. Na ja. Schoko schmeckt ein bisschen komisch und nachdem ich ein paar Scheiben gegessen habe, frage ich mich warum denn die Schoko-Flecken nur außen sind. Ich schaue mal genauer hin, schaue auf das Verfallsdatum und.... Ach du scheiße... Seit anderthalb Wochen abgelaufen. Ich spucke das Brot, dass ich noch im Mund habe in den Müll und gehe mit dem Rest nochmal in den Supermarkt. Die Dame an der Kasse gibt mir mein Geld zurück. Zum Glück habe ich das Brot gleich probiert, am Ende der Etappe hätte ich es einfach nur wegwerfen müssen. Mal davon abgesehen, dass mir der Gedanke schimmliges Brot gegessen zu haben auch nicht wirklich gefällt. Nun ja. So ist es eben, wenn man kein französisch kann. Sonst wäre mir sicher aufgefallen, dass dort wo Schoko-Flecken drin sind, das auch außen drauf steht.
Am Nachmittag erreiche ich dann die Unterkunft. Ein kleines Haus in einem kleinen Dorf mitten im Wald. Aber ein gemütlicher Ort. Hier kann man sich wirklich wohl fühlen. Die Gastgeberin ist sehr freundlich und spricht auch ein bisschen englisch. Ich setze mich nach dem Duschen in den Garten, esse zu Abend und tippe das Tagebuch. Allmählich wird mir kalt. Ich mache noch einen kurzen technischen Dienst am Fahrrad und gehe dann ins Haus. Ich bin wirklich müde. Ich werde diesen ruhigen Ort nutzen, um früh ins Bett zu gehen.
Donnerstag, 05.10.2023 — La Gare - Sainte-Foy-la-Grande
24. Tag
Wetter morgens: trocken, kalt, kein Wind, 11 Grad Celsius
Tages-Kilometer: 134 km
Gesamt-Kilometer: 2657 km
Durchschnitt: 22,9 km/h
Fahrzeit: 5h49
Wetter tagsüber: ab 11 Uhr wurde es halbwegs warm. Zuvor echt richtig kalt. Am Mittag dann ohne Windjacke, viel Sonne, angenehm warm, nicht mehr so heiß, wenig Wind
Wetter abends: sonnig und warm
Abfahrt: 8:45 Uhr
Ankunft: 16 Uhr
Es war ungefähr 21 Uhr, als ich ins Bett gegangen bin. Ich habe das wirklich mal genossen. Die Ruhe hier und die Möglichkeit zum Schlafen.
Um 7 Uhr klingelt der Wecker. Die Gastgeberin hat im schön hergerichteten Gartenhaus das Frühstück für 7:30 Uhr bereit gestellt. Heute gibt es kein Müsli, sondern Baguette mit Marmelade. Auf dem Weg zum Gartenhaus blicke ich aufs Thermometer: 11 Grad Celsius. Nun ja. Herbst. Die Sonne kommt jedoch zum Vorschein und es deutet sich ein wunderschöner Tag im Herbst an. Ich beeile mich ein bisschen, denn die Gastgeberin und ihr Mann wollen heute zum Wandern.
Um 8:45 Uhr bin ich startklar. Meine Gepäcktaschen hängen am Fahrrad, der Rucksack ist ebenfalls auf dem Gepäckträger fest gemacht und los geht es. Es ist wirklich kalt und ich brauche trotz Jacke mit Ärmeln und Windjacke lange, bis mir halbwegs warm wird. Die Füße sind eiskalt. Doch die Wärme der Sonne spürt man wirklich sofort, sobald sie mal zwischen den dicht stehenden Bäumen hindurch scheint. Die Route führt über viele Kilometer durch den Wald. Es ist völlig eben. Ungefähr alle 10 Kilometer kommt mal wieder ein kleines Dorf. Auf den kleinen, schnurgeraden Straßen ist quasi kein Verkehr. Hin und wieder kommt mal ein Auto. Nach 30 Kilometern erreiche ich dann eine alte Bahnlinie. Auch der folgt die Route wieder für ca 20 oder gar 30 Kilometer. Also alles Strecken, die wirklich gut zu fahren sind. Zum Mittag habe ich schon über 60 Kilometer geschafft. Das läuft heute echt gut. Und schließlich erreiche ich einen der Kanäle, auf denen früher kleine Schiffe unterwegs waren. Heute sind die Wege neben den Kanälen meist als Radwege ausgebaut und natürlich super zu fahren. Leider folgt die Route nicht sehr lange dem Kanal. Nach 10 Kilometern ist bei der Stadt La Réole leider Schluss. Ab hier ist dann doch ein bisschen Arbeit für meinen Keksantrieb angesagt. Aber auch das hält sich ehrlich gesagt im Rahmen. Dazu kommt, dass es heute nicht so heiß ist, wie in den letzten Tagen. Die Route verläuft über kleine Landstraßen mit wenig Verkehr. Es geht eben immer auf und ab. Inzwischen ist es auch angenehm warm geworden. Ich habe am Vormittag schon nach und nach die Jacken ausgezogen.
Gegen 16 Uhr erreiche ich die Unterkunft in der Stadt Sainte-Foy-la-Grande. Nachdem ich geduscht habe will ich unbedingt ein paar Sachen waschen. Ich habe zwar ein paar Radlerklamotten zum Wechseln dabei, doch irgendwann sollten die Sachen eben auch mal gewaschen werden. Dazu ist heute auch ein bisschen Zeit. Nachdem die Wäsche zum Trocknen hängt laufe ich zum Supermarkt und kaufe Proviant für morgen. Und (ja ich gebe es zu...) eine Packung Lebkuchen. Nun ja. Wenn es morgens schon so kalt ist, dann sollte der Keksantrieb allmählich auf Winterkraftstoff umgestellt werden. Ich mache mir eine Kleinigkeit zum Abendessen, vertilge die Lebkuchen aus Nachtisch, tippe das Tagebuch und bereite die Route morgen vor. Dann wird es auch Zeit fürs Bett. Ich bin müde....
Freitag, 06.10.2023 — Sainte-Foy-la-Grande - Paradis
25. Tag
Wetter morgens: wirklich kalt (8 Grad Celsius), trocken, Sternenhimmel
Tages-Kilometer: 135 km
Gesamt-Kilometer: 2792 km
Durchschnitt: 21,7 km/h
Fahrzeit: 6h12
Wetter tagsüber: ab 11 Uhr wieder sonnig und sehr warm, wenig Wind
Wetter abends: angenehm warm. Nach Sonnenuntergang kalt
Abfahrt: 8:45 Uhr
Ankunft: 17 Uhr
Um 6:30 Uhr beendet der Wecker die Nacht. Meine Klamotten, die ich gestern Abend gewaschen habe sind dank des Handtuchtrockners im Badezimmer über Nacht trocken geworden. GPS Gerät hat den Ladevorgang in der Nacht nicht abgebrochen. Also alles gute Voraussetzungen für eine gute Etappe. Als ich kurz das Fenster öffne um einen Blick auf den Nachthimmel und die Bewölkung zu werfen wird schnell klar, dass nun die Zeit für die wärmeren Radlerklamotten gekommen ist. Ich fahre die wärmeren Radlerklamotten nun seit über 2.600 Kilometern "spazieren". Umso glücklicher bin, dass ich die nun dabei habe. Es ist wirklich kalt!
Um 8:45 Uhr bin ich startklar und fahre los. Die Route beginnt erst einmal mit einer Abkürzung. Denn der Radweg (übrigens kein Eurovelo, sondern ein ganz normaler Radweg) führt in einer großen Schleife nach Osten. Warum und wieso kann ich nicht erkennen. Also spare ich mir die Kilometer und suche eine direkte Verbindung Richtung Norden. Ich werde im Laufe des Tages ohnehin noch Zweifel an der Routenführung dieses Radweges bekommen. Doch dazu später mehr.
Die direkte Verbindung bringt zwar ein paar Höhenmeter mit sich, was aber gut tut, um warm zu werden. Denn es ist wirklich kalt am Morgen. Ich habe eine lange Radlerhose an (bzw eben Verlängerungen an den Beinen), ein warmes Unterhemd, Jacke, Windstopper und Handschuhe. Bergauf okay, bergab schon fast zu wenig. Nach knapp 30 Kilometern erreiche ich die Stadt Mussidan. Dort treffe ich wieder auf den ursprünglichen Track. Der Track (oder die Route) verläuft recht eben entlang der L'Isle Richtung Perigueux. Allerdings immer im Zickzack. Das bedeutet zum einen, dass ich kaum so richtig Fahrt machen kann, weil ich alle paar hundert Meter abbremsen und die Richtung ändern muss, und zum anderen verlaufen mache Abschnitte auch quasi in die entgegengesetzte Richtung. Das ist nicht gut. Als die Route dann am Nachmittag auch noch auf eine steile, ausgewaschene Schotterpiste abbiegt suche ich mir eine andere Route. Es gibt viele kleine Landstraßen mit wenig Verkehr, wozu dann noch solche ausgefahrenen Wege? Die Alternative verläuft ziemlich entspannt und immer führt der Track auch wieder auf diese Landstraßen. Aber warum nur macht er dann immer wieder solche Umwege, die teilweise mehrere Kilometer lang sind? Ich werde heute Abend auf jeden Fall nach ein paar Alternativen suchen. Dann macht das GPS Gerät schlapp. Heute morgen hatte ich mich noch gefreut, dass es heute Nacht mal ohne irgendwelche Zicken aufgeladen hat. Doch da habe ich mich wohl getäuscht. Es hat wohl nur so getan, als würde er laden. Ach wie gut, wenn man Qualität vom Marktführer Garmin kauft. Nein, ich rege mich NICHT auf, ich tue nur so....
Kurz vor dem Ziel die heutigen Etappe halte ich am einzigen Supermarkt weit und breit und kaufe Proviant und Abendessen. Dann fahre ich ich noch das letzte Stück zur Unterkunft. Ich bin gespannt, was mich erwartet. Ich schaue bei der Buchung eigentlich immer nur, dass der Preis halbwegs stimmt und die Unterkunft in der Nähe der Route liegt. Das war hier gar nicht so einfach. Es gibt nur wenig Unterkünfte. Es geht nochmal ein Stück bergauf. Ein kleines Haus steht am Ende des Weges. Oh weh, wenn das jetzt nicht stimmt, dann sieht es ziemlich blöd aus noch etwas zu finden. Und nach 135 Kilometern habe ich auch nicht mehr so viel Lust nochmal 20 Kilometer bis zur nächsten Stadt zu fahren. Dann entdecke ich ein paar Sonnenschirme. Die Adresse stimmt auch und wenig später kommt die Gastgeberin schon zur Tür heraus und begrüßt mich. Dank ihrer englischen Wurzeln kann ich mich sogar mit ihr unterhalten. Englisch in Frankreich....? Sehr oft Fehlanzeige.
Nun ja. Die Unterkunft ist sehr gemütlich. Nach dem Duschen setze ich mich eine Weile an den Pool in die Sonne. Wenig später bin ich eingeschlafen. Erst als die Sonne weg ist wache ich auf, weil mir kalt ist. Zeit fürs Abendessen. Anschließend mache ich es mir bequem, tippe das Tagebuch und kümmere mich um alternative Routen. Das Zickzack Fahren habe ich satt....
Samstag, 07.10.2023 — Paradis - Limoges
26. Tag
Wetter morgens: trocken, sehr kühl, wolkenlos kein Wind
Tages-Kilometer: 73 km
Gesamt-Kilometer: 2865 km
Durchschnitt: 20,1 km/h
Fahrzeit: 3h36
Wetter tagsüber: wolkenlos, ab Mittag sehr sonnig und warm,
Wetter abends: sonnig und sehr mild, 27 Grad Celsius, auch nach Sonnenuntergang noch mild
Abfahrt: 9:45 Uhr
Ankunft: 15 Uhr
Ich bin um 22 Uhr ins Bett und habe den Wecker abgestellt. So bin ich erst um 7:30 Uhr aufgewacht und aufgestanden. Nach der üblichen Morgen Prozedur bin ich dann um 9:45 Uhr startklar. Eine Stunde später als sonst. Aber egal. Bis Limoges ist es nicht weit und ich will heute mal eine entspannte Etappe fahren und mir viel Zeit lassen. Auch wenn ich die Zeit eigentlich nicht habe.
Die Mittagspause verbringe ich an einem Rastplatz an einem schönen See. Die Sonne scheint angenehm warm, es ist total ruhig und ich bin kurz mal eingeschlafen. Es ist inzwischen 13 Uhr und ich habe noch keine 50 Kilometer gemacht. Nun zum Glück muss ich mich heute nicht so beeilen. Es ist quasi ein Kompromiss zwischen Ruhetag und Etappe in voller Länge. Ganz so einfach ist die Strecke jedoch nicht. Denn es sind ordentlich Höhenmeter zu machen. Es geht quasi permanent auf und ab. Und zwar teilweise so bergauf, dass ich in den kleinsten Gang schalten muss. Bergab müssen dann die Bremsen leiden. Das mit dem Erzeugen von Keksen beim Bremsen funktioniert leider nicht. Sonst hätte ich heute ne Menge Kekse zusammen bekommen. Es ist zum Glück wenig Verkehr. Ich folge einer selbst erstellten Route (nun ja, ein Algorithmus hat dann schon die Details berechnet...). Den eigentlichen Radweg kreuze ich hin und wieder. Auf der neuen Route komme ich gut voran.
Am frühen Nachmittag erreiche ich dann Limoges. Das liegt ein bisschen im Tal, von der Seite aus von der ich komme und erinnert mich von der Lage ein bisschen an Pforzheim, dass auch im Tal liegt, wenn man von Westen her kommt. Die Unterkunft liegt nahe der Innenstadt. Nachdem ich geduscht habe kümmere ich mich um den Proviant für morgen esse noch etwas zu Abend und laufe dann ein bisschen durch die Altstadt. Viel gibt es dort nicht. Ein paar wirklich schöne alte Fachwerkhäuser, eine große Kathedrale und dann war es das auch schon im Großen und Ganzen. Nun ja. Allmählich wird es dunkel.
Ich kehre zur Unterkunft zurück, denn ich habe noch ein bisschen was zu tun. Die Route für die nächsten Tage muss noch geplant werden. Denn dem eigentlichen Radweg will ich nur noch in Ausnahmefällen folgen, weil er viel zu viel im Zickzack verläuft, was unnötig Zeit, Kraft und Kilometer kostet. Und Höhenmeter wird es dort ab morgen auch wieder ordentlich geben. Also fahre ich lieber auf kleinen Straßen und komme dafür etwas zügiger voran.
Ich plane eine Alternative bis Diou. Hier trifft dann meine Route auf dem Eurovelo 8, der entlang der Loire verläuft. Ab da folge ich dann dem Eurovelo 8. Bis zu diesem Punkt sind es auf der Alternativroute 250 Kilometer, auf dem ursprünglichen Radweg 380 Kilometer. Das ist eine komplette Etappe Unterschied.
Sonntag, 08.10.2023 — Limoges - Montlucon
27. Tag
Wetter morgens: kalt, trocken, Sternenhimmel, kein Wind
Tages-Kilometer: 148 km
Gesamt-Kilometer: 3013 km
Durchschnitt: 21,2 km/h
Fahrzeit: 6h56
Wetter tagsüber: sehr sonnig und sehr warm, 30 Grad, am Nachmittag spürbarer Wind (leider immer Gegenwind)
Wetter abends: selbst nach Einbruch der Dunkelheit immer noch sehr sommerlich warm. Es ist ein richtiger Sommerabend!
Abfahrt: 9 Uhr
Ankunft: 17:30 Uhr
Um 22 Uhr bin ich ins Bett und gegen 6 Uhr aufgewacht. Der Wecker hätte mir noch eine halbe Stunde mehr gegönnt, aber das ist schon okay. Heute wird es sicher eine anstrengende Etappe werden, da einige Höhenmeter zu fahren sind. Kein Pass, jedoch wieder ein ständiges bergauf und bergab.
Eigentlich bin ich um 8:30 Uhr startklar. Doch ich quatsche fast eine halbe Stunde mit der Dame von der Rezeption übers Radfahren und so weiter. Ich bin auch wirklich froh, dass hier mal jemand englisch spricht. Um 9 Uhr fahre ich dann los.
Die Alternativroute verläuft hinaus aus Limoges und dann über kleine, gut zu fahrende Landstraßen durch wunderschöne Landschaft. Es ist wirklich herrlich. Viel Wald, dann Felder, Wiesen, viel Landwirtschaft, große Weiden mit (ziemlich sicher glücklichen Kühen). Idylle pur. Leider lassen sich die Eindrücke nicht so richtig mit der Kamera einfangen. Ich habe es versucht, aber aufgegeben. Alle halbe Stunde kommt vielleicht mal ein Auto. Am Morgen ist es noch wirklich kalt. Ich bin heute auch etwas leichter bekleidet gestartet, da es tagsüber wieder sehr warm werden soll. Außerdem kommt schnell der erste Anstieg, dann wird es ohnehin warm. Dort wo die Sonne scheint ist es schon angenehm warm. Im Wald und in Senken ist es dagegen noch eiskalt. Ab 11 Uhr wird es dann richtig warm.
Die Anstiege sind nicht so extrem steil, oder kommen mir nicht so vor. So läuft es heute wirklich gut. Nach knapp 60 Kilometern mache ich Mittagspause. Ich komme zufällig an einem kleinen Rastplatz vorbei und mache es mir im Schatten einer riesengroßen Eiche bequem. Gut gestärkt kann es dann weiter gehen. Am Nachmittag wird die Route dann etwas eintönig. Sie verläuft auf einer alten Landstraße direkt parallel zur Autobahn. Kilometerlang einfach nur geradeaus. Bergauf, bergab.... Der inzwischen deutlich spürbare Gegenwind macht es nicht einfacher, doch das Ziel Montlucon ist noch ein ziemliches Stück entfernt. Dazwischen gibt es keine Unterkünfte. Also heißt es fleißig weiter fahren. Das geht heute aber auch ganz gut. Kilometer um Kilometer zählt der Zähler nach oben. Als ich Montlucon gegen 17 Uhr erreiche stehen etwas mehr als 140 Kilometer auf dem Zähler. Uff... Bis zur Unterkunft sind es nochmal ein paar Kilometer. Da werde ich wohl fast die (persönlich gesetzte) Obergrenze von 150 Kilometer pro Tag überschreiten. Das ist genauso tabu, wie das Überschreiten der 10-Stunden-Regel beim Arbeitszeitgesetz.
Gegen 17:30 Uhr erreiche ich die Unterkunft. Fürs Fahrrad gibt es einen guten Platz, mein Zimmer ist auch okay und irgendwie schaffe ich es auch mich unter der Dusche, die mir gerade mal bis zur Brust reicht, zu duschen. Ich habe Kohldampf. Der Proviant ist fast aufgebraucht. Es gibt noch etwas Brot, ein paar Erdnüsse und natürlich Kekse. Doch den ganzen Tag nur Kekse essen schaffe ich inzwischen irgendwie nicht mehr. Die Supermärkte haben geschlossen. Also gibt's Abendessen im Imbiss oder einen Restaurant. Ich laufe noch ein bisschen durch die Stadt. Es ist schon dunkel, aber immer noch unglaublich warm. Wirklich wie ein Sommerabend.
Gegen 20 Uhr kehre ich zur Unterkunft zurück, mache das Tagebuch fertig und schaue mir die Route an. Bis Leonberg sind es von hier aus noch 856 Kilometer. Boah....! Das ist machbar!!! Ich rechne nochmal nach. 120 Kilometer pro Tag. Bis einschließlich nächsten Sonntag habe ich noch genau sieben Tage. Wenn nichts schief geht, dann ist das machbar. Gut, erst mal abwarten, wie die nächsten Tage laufen, aber der Gedanke doch komplett bis Leonberg zu fahren treibt mich gewaltig um.
Erst mal schlafe ich darüber.