Radreise nach Athen - 2021
Donnerstag, 08.07.2021 — Lido di Jesolo - Triest
9. Tag
Wetter morgens: sehr warm, starke Bewölkung, kein Wind
Tages-Kilometer: 139 Kilometer
Gesamt-Kilometer: 1087,7 Kilometer
Durchschnitt: 24,6 km/h
Fahrzeit: 5h38
Wetter tagsüber: am Vormittag fallen aus den Wolken ein paar Regentropfen. Trotzdem ist es unglaublich schwül. Ab Mittag scheint die Sonne und es ist heiß. Die Schwüle Hitze bleibt fast bis ich Triest erreiche. Dann wird es etwas angenehmer.
Wetter abends: Sonnig und heiß
Abfahrt: 9:15 Uhr
Ankunft: 17 Uhr
Zum Glück hat es sich in der Nacht etwas abgekühlt und ich konnte ganz gut schlafen. Gegen 7 Uhr stehe ich auf und starte in den Tag. Frühstück gibt's erst ab 8 Uhr. Ich richte alles, damit ich dann zügig los komme. Ich habe mir auch nochmal die Route für Heute angesehen. Ein bisschen werde ich der Mittelmeer Route folgen. Aber wenn die dann wieder jede Winkel entlang der strecke von Lido di Jesolo bis Triest mit mimmt, dann werde ich ein Stück weit wieder über Hauptstraßen fahren, sofern es dort nicht zu viel Verkehr gibt. Höhenmeter sind heute keine zu erwarten. Aber bis Athen werden noch einige Höhenmeter kommen. So viel steht schon fest.
Während meine Radlerklamotten einweichen fange ich schon mal mit dem Tagebuch an. Allerdings gibt es heute nicht besonders viel zu berichten. Ich bin Lido di Jesolo kurz nach 9 Uhr los gefahren und zunächst der Mittelmeer Route die ersten 30 Kilometer gefolgt. Dann jedoch sollte die Route laut dem GPS Gerät jede Bucht zwischen Porto Santa Margherita und Triest abklappern. Darauf hatte ich dann aber schon gestern Abend keine Lust und habe eine alternative Route geplant. Die verlief dann zwar über weiten Teilen auf Landstraßen mit mehr oder weniger Verkehr, aber ganz wichtig: Die Straßen verliefen ziemlich ohne Umwege nach Triest. Hin und wieder gab es Stücke auf denen die neue Route von mir die Hauptstraßen verlassen hat. Das hat zwischendurch auch mal ganz gut getan. Aber ansonsten war es flach und ziemlich eintönig. Dafür war es den ganzen Tag über unglaublich schwül. Schon am Morgen beim Anhängen vom Bobby läuft mir der Schweiß in Strömen am Körper runter. Dabei hab ich noch nicht einmal etwas anstrengendes gemacht. Das blieb auch den ganzen Tag über so heiß und schwül. Am Vormittag waren noch dichte Wolken am Himmel und es war erträglich. Aber gegen Mittag kam dann die Sonne heraus und es wurde heiß. Meine Klamotten waren wieder komplett nass, als ich mal eine Pause mache um etwas zu trinken. Heute gibt es leider keine Brunnen an denen ich meine Flaschen wieder auffüllen kann. Dafür aber SPAR und Co bei denen die mir Wasser in Flaschen kaufe. Die Peinlichkeit zu fragen, ob Pfand auf den Flaschen ist erspare ich mir. In Irland hatte mich damals in einen Supermarkt die Verkäuferin angeschaut, als wollte ich sie verarschen. Ich habe draußen vor dem Supermarkt einfach mal auf den Zettel geschaut: Kein Pfand.
Mit genug Wasser in den Flaschen am Fahrrad und am Bobby fahre ich weiter nach Triest. Am späten Nachmittag kommen die ersten Berge in Sicht und irgendwann auch wieder die Adria. Nach Triest ist es nun nicht mehr weit. Campingplätze gibt's hier nur sehr wenige und die sind zum Teil sehr weit von der Route entfernt. Also buche ich mir zwischendurch eine Unterkunft via Internet. Ein Bed and
Breakfast nahe der Strecke und dem Stadtzentrum. Aber auf einen Stadtrundgang hab ich keine Lust. Ich will jetzt einfach nur mal duschen. Es gibt nichts an mir, dass nicht irgendwie klebt oder sonst irgendwie nass ist vom Schwitzen. Nun ja, das soll ja gut sein. Nach dem Duschen kümmere ich mich dann um die Wäsche und schon ein bisschen ums Tagebuch. Zwischendurch laufe ich noch kurz zum Supermarkt und hole mir was zum Essen und Trinken. Weiterhin kein Bier, dafür Fruchtsaft. Inzwischen fällt es mir auch wirklich nicht mehr so schwer die Regale mit dem Bier zu ignorieren. Anfangs war das gar nicht so einfach, zur Belohnung kein Bierle zu trinken. Na ja, gehört nicht hier her.
Jetzt will ich noch einen Blick auf die Route für morgen werfen. Aber solch praktische Abkürzungen wie heute wird es morgen wohl nicht geben.
Ich habe nochmal nachgeschaut: Die offizielle Route von Lido di Jesolo bis Triest ist 216 Kilometer lang. Ich habe die Strecke auf 140 Kilometer verkürzen können. Sonst hätte ich das mich an einem Tag geschafft. 66 Kilometer gespart ist doch echt ganz gut!
Freitag, 09.07.2021 — Triest - Selce
10. Tag
Wetter morgens: sonnig, warm, leichte Quellwolken
Tages-Kilometer: 124 Kilometer
Gesamt-Kilometer: 1211 Kilometer
Durchschnitt: 21,4 km/h
Fahrzeit: 5h45
Wetter tagsüber: sehr sonnig, sehr heiß
Wetter abends: sonnig und heiß, keine Abkühlung
Abfahrt: 09:15 Uhr
Ankunft: 18:00 Uhr
Ich habe gestern Abend noch ein bisschen an der Route gearbeitet und beschlossen einen großen Bogen bis zur Stadt Pula nicht zu fahren, sondern direkt von Triest nach Rijeka zu fahren. Es geht wieder über einen Pass, wenn ich die Höhenmeter anschaue. Ich werde heute also erst mal durch Slowenien fahren, bevor ich nach Kroatien komme. Das Wetter verspricht wieder sonnig und heiß zu werden. Ich nehme viel Wasser mit, dann sollte es klappen.
Jetzt gibt's erst mal Frühstück und dann geht's los!
Kurz nach 9 Uhr stehe ich startklar auf der Straße. Den Schlüssel fürs Appartement habe ich wie abgemacht in der Wohnung gelassen und die Türe hinter mir zugezogen. Ist immer ein komisches Gefühl, ob ich auch alles eingepackt habe. Aber bislang habe ich auf keiner meiner Reisen etwas liegen lassen. Ich habe ja auch nicht viel dabei. Dank dem GPS Gerät komme ich gut durch die Stadt hindurch. Und gleich gibt's wieder ordentlich Höhenmeter. Auf kleinen Straßen geht's hinaus aus der Stadt bis zur Hauptstraße nach Rijeka. Das war dann recht einfach. Zum Glück ist nur wenig Verkehr und gehen 10:30 Uhr erreiche ich den Grenzübergang nach Slowenien. Bewacht was da gar nichts. Auch keine Kontrollen wegen Corona. Aber es stand noch ein großes Zelt dort, wo bis vor Kurzem wohl die Kontrollen stattgefunden haben. Ich fahre also weiter durch Slowenien. Und ich muss wirklich sagen, dass mir die Landschaft dort sehr gefallen hat. Irgendwie wie Schwarzwald. Sanfte Hügel, alles bewaldet und nur spärlich besiedelt. Außerdem war es auch nicht so unglaublich heiß! Sehr interessant waren die großen Grills vor den Rasthäusern: Da drehte sich überall über dem offenen Feuer ein Schwein. Der Geruch von Holzfeuer und gegrilltem Fleisch machte mich schon ein bisschen hungrig. Aber es gibt kein totes Tier für mich. Das Stück durch Slowenien was gar nicht so lange. Es ging beständig bergauf. Am Sattel war dann die Grenze nach Kroatien. Da war ziemlich viel los und wollte da lieber keine Bilder und Selfies machen, um Ärger zu vermeiden. Ich packe eine Maske aus und setze sie auf. Vor mir waren 5 Autos. Beim Vordersten gab es irgendwelche Probleme. Jedenfalls wurde ewig diskutiert. Die Einreise nach Kroatien wurde in den letzten Tagen offenbar deutlich verschärft und es wird offenbar streng kontrolliert. Aber ich habe beschlossen mir keine Gedanken darüber zu machen. Man muss Dinge auch einfach mal passieren lassen. Die Schlange wurde hinter mir immer länger und länger. 30 oder noch mehr Fahrzeuge. So schnell konnte ich gar nicht zählen. Irgendwann öffnete sich für den Vordersten die Schranke und das nächste Auto wurde kontrolliert. Diesmal ging es dann zum Glück etwas zügiger. Die tauschen irgendwelche Zettel aus. Hm....? Nun bin ich dran. Ich gebe den Personalausweis ins Häuschen und dazu noch den gelben Impfpass mit der Corona Impfung. Alles klar. Papiere wieder zurück, Schranke auf und Tschüß. Das wars. Keine Minute und dann war das für mich erledigt. Weiter geht's. Nun den ganzen Berg wieder runter. Rijeka erreiche ich dann irgendwann am Mittag. Ich gar nicht genau wann, weil es für mich auch nur eine Stadt auf der Durchreise war. Es war heiß, laut, viel Verkehr und die Route des Eurovelo nahm nicht unbedingt Rücksicht auf Einbahnstraßen, was mir nicht so gefallen hat und ich über einige hundert Meter auf dem Gehweg geschoben habe, bis ich wieder legal fahren konnte. Zum Glück war ich bald wieder raus aus der Stadt. Der Verkehr auf der Straße wurde nun schon sehr dicht, was weniger schön war. Ich habe jedoch beschlossen dem Eurovelo heute ein wenig den Rücken zu kehren. Denn so wie ich heute gesehen habe gibt's drei Varianten der Routenführung:
1. Gemäß dem Eurovelo, der meist weit weg von befahrenen Straßen verläuft, aber eben teilweise ordentlich Höhenmeter macht und leider ganz und gar nicht entlang vom Meer verläuft. Höchstens aus der Ferne kann man das Wasser sehen.
2. Entlang von Hauptstraßen mal mit mehr, mal mit weniger Verkehr. Meist einfach nur geradeaus. Dafür mit deutlich weniger Höhenmetern und eben auch kürzer bzw direkter als der Eurovelo.
3. Am Strand entlang, wo sich die Leute in die Sonne legen und braten lassen. Wo es an jeder Ecke Bars und Kneipen gibt und so weiter....
Zugegeben, die letzte Variante wäre wohl die mit der meisten Abwechslung. Leider sind solche Abschnitte eher selten.
Da werde ich mich morgen auch entscheiden müssen, ob ich dem Eurovelo weiter folge, oder eben an der Straße entlang fahre.
Nun aber bin ich dann am späten Nachmittag in Selce angekommen. Ich bin extra hier her gefahren, weil es einer der wenigen Campingplätze in der Gegend gibt. Entlang des Eurovelo gibt's gar keine Campingplätze, weil der in den Bergen verläuft, viel zu weit weg vom Meer. Ich melde mich an der Rezeption. Es gibt nur noch ganz wenige freie Plätze. Ich kann mich in Ruhe umschauen welchen der wenigen Plätze ich haben möchte. Aber leider sind die Plätze zum Zelten völlig ungeeignet, weil entweder völlig schräg oder komplett mit großen Steinen bedeckt. Einen Wohnwagen kann man da ohne Probleme aufstellen, aber fürs Zelt macht das keinen Sinn. Dazu kommt, dass irgendwie die meisten WC Häuser abgeschlossen sind. Das ist natürlich ganz schlecht. Ich will nicht x-Mal über den halben Campingplatz laufen, zum Duschen, zum Abspülen, für WC und so weiter. Damit ist der Platz hier raus. Ich überlege mir eine Alternative und hole mir etwas Wasser. Im Hauptgebäude gibt's ne offene Dusche. Ich ziehe mir die Maske auf und gehe rein. Drin klärt mich ein Deutscher dann gleich auf, dass ich die Maske hier nicht tragen muss. Das macht keiner! Und somit ist das für mich gleich zweimal kein Thema. Ich bedanke und verabschiede mich bei der freundlichen Dame an der Rezeption. Erkläre ihr noch, dass ich keinen geeigneten Platz gefunden habe und fahre zur Adresse einer Unterkunft die ich übers Internet gebucht habe. Ich muss noch ein bisschen Warten, bis das Zimmer fertig ist. Ich nutze die Zeit zum Einkaufen und mache es mir gemütlich. Ich fange auch schon mal mit dem Tagebuch an. Das Zimmer ist gar kein Zimmer, sondern ein Appartement. Stimmt, hatte ich bei der Buchung gesehen, aber wichtig war mir das nicht. Ich dusche und mache es mir auf dem Balkon gemütlich. Der Abend bringt etwas Wind und trägt die Marsch-Musik, die sie irgendwo am Strand spielen hier herauf. Rosamunde, Griechischer Wein und und und. Irgendwann schon alles "very German"....
800 Kuna für 125 Euro inkl Gebühr?
Sehr schlechter Kurs.
Aktuell: 0,1341
Samstag, 10.07.2021 — Selce - Otocac
11. Tag
Wetter morgens: in der Nacht sehr windig bzw stürmisch, immer noch sehr warm, stahlend blauer Himmel
Tages-Kilometer: 94 Kilometer
Gesamt-Kilometer: 1305 Kilometer
Durchschnitt: 15,8 km/h
Fahrzeit: 6h00
Wetter tagsüber: sehr starker Wind bzw Sturm, sehr sonnig, erträgliche Temperaturen
Wetter abends: sonnig, windstill, warm, 27 Grad Celsius
Abfahrt: 09:30 Uhr
Ankunft: 18:15 Uhr
Es wurde dann noch Manuela gespielt, als ich gegen 22:30 Uhr ins Bett gegangen bin. Nur ein paar Stunden später bin ich aufgewacht, weil im Zimmer plötzlich die Sachen durcheinander flogen. Es hatte ein starker Wind mit Sturmböen eingesetzt und weil ich überall die Fenster offen hatte zog es durch schlug die Fenster ran und wieder auf. Ich war erst mal ziemlich durcheinander und bin dann gerannt, um meine Sachen von der Wäscheleine zu holen und alle Fenster zu schließen. Dann bin ich wieder ins Bett und war ganz froh, dass der Sturm ums Haus pfeift und nicht um meine Zelt. Denn darin hätte ich auch nicht gut geschlafen. Damit wäre allerdings auch die Frage der weiteren Route für Heute beantwortet. An der stark befahrenen Straße werde ich nicht entlang fahren. Viel zu stark sind die Böen und das Risiko einen Schlenker zu machen. In den Bergen wird der Sturm sicher auch nicht grade angenehm sein, aber das muss ich nun erst einmal so machen.
Zuerst mal gibt's Frühstück und dann packe ich meine Sachen zusammen, trage alles runter zum Bobby und lade ein. Doch grade als ich zum Haus hinaus laufe erwischt mich eine Windböe und wirft mich beinahe um. So viel zum Thema, ist das noch Wind oder schon Sturm...? Ich unterhalte mich noch ein bisschen mit dem Vermieter des Apartments über die möglichen Wehe für meine Route. Die meisten Wege, die er kennt sind Wanderwege und die sind geschottert. Den Eurovelo durch die Berge kannte er gar nicht, war aber sehr daran interessiert. So hat sich mein Start ein bisschen verzögert. Ich muss jedoch erst einen Kilometer auf der Hauptstraße fahren. Ganz wohl ist mir dabei nicht, weil viel Verkehr ist und der Wind irgendwie von allen Seiten kommt. Dann kann ich zum Glück abbiegen und die Hauptstraße verlassen. Nun geht's hoch in die Berge. Der Wind ist in Böen teilweise so kräftig, dass es irgendwie weh tut, wenn mich eine Böe mit voller Wucht von vorne erfasst. Ich konnte mich ein bisschen an den Büschen und Sträuchern orientieren: Immer wenn die ganz wild verwirbelt wurden machte ich mich wieder auf eine Wucht von vorne gefasst. Außerdem ging es die nächsten 20 Kilometer auch nur den Berg hinauf. Natürlich war der Wind nie als Rückenwind zur Unterstützung dabei. Leider. Nichtsdestotrotz war die Natur und die Aussicht hier oben einfach wunderbar. Viel schöner, als entlang der Hauptstraße. Und Autos gab's hier so gut wie gar nicht. Und wenn, dann hatten die genug Platz um gefahrlos zu überholen. Je höher ich den Berg hinauf kam, umso stärker wurde der Sturm. Ich musste mich teilweise kräftig zur Seite legen, um gegen den Druck des Sturm gegen zu halten. Sonst hätte mich der Sturm einfach von der Straße gefegt. Nehmen Wimpel vom Bobby habe ich auch abgebaut, weil den der Wind auch ziemlich übel verbogen hat. Ich hatte wirklich Angst, dass der Stab abbricht. Gegen Mittag hatte ich auch erst wieder knapp über 30 Kilometer auf dem Tacho und habe mir eine kurze Pause gegönnt. An einen Aussichtspunkt bot sich etwas Schutz vor dem Sturm. Dieser Aussichtspunkt markiert zugleich den Übergang vom Mittelmeer zum Kontinentalen Klima. Ach ja, dann soll das mal so sein, denke ich mir. Aber tatsächlich das wirklich sichtbar. Während bislang nur Büsche und Sträucher wuchsen und quasi auch gar keinen Schutz vor dem Wind boten waren nur wenige Kilometer weiter Wälder mit Fichten und anderen Bäumen zum sehen. Ganz wie im Schwarzwald. Das war schon erstaunlich. Aber offenbar scheinen die einen Berge deutlich mehr Regen zu bekommen, als die anderen. Nach der Pause ging es dann weiter bergauf. Den Sattelpunkt mit etwas über 1.000 Metern erreiche ich halbwegs windgeschützt. Nun geht es immer wieder mal bergauf und bergab. Erst am späten Nachmittag lässt der Wind nach bzw ich komme wieder in tiefere Lagen, wo der Wind kein solch großes Thema mehr ist. Dafür gibt es wieder tolle Abfahrten mit Kurven, Kurven und nochmal Kurven. Das macht richtig Spaß, nur hab ich Sorge, dass der Bobby nicht mal seitlich aufsetzt. Nun ja, die Freude war auch bald wieder vorbei und die verlorenen Höhenmeter musste ich teilweise wieder hoch fahren. Inzwischen merke ich auch wieder wie heiß es eigentlich inzwischen ist. Als ich mich dem Berg hinauf kurbel überholt mich eine Hochzeit. Die fahren im Autokorso den Berg hinauf zur nächsten Ortschaft. Ich halte kurz an, winke und lasse die Autos erst mal vorbei. Einer hält an und kommt mit einer Flasche Jägermeister auf mich zu. Ich winke ab und gebe zu verstehen, dass ich noch geradeaus fahren muss. Er lacht und steigt wieder ein. Nee.... Besser kein Schnaps am Tag (und auch sonst nicht...). Dann sind es noch 20 Kilometer bis Otocac. Ich hatte mich nach Campingplätzen umgeschaut. Aber hier in den Bergen gibt's so was nicht. Wild Campen wäre im Wald sicher möglich, aber das muss nun wirklich nicht sein. Also hatte ich am Nachmittag mal geschaut, wo es denn hier in den Bergen etwas zum übernachten gibt. Otocac scheint gar nicht so klein zu sein. Jedenfalls gab's ne Menge Zimmer zum Übernachten. Als ich in der Stadt bin kaufe ich mir erst mal was zum Abendessen und fürs Frühstück. Dann fahre ich zur Unterkunft. Die Vermieterin zeigt mir das Zimmer, ich dusche, esse zu Abend und kümmere mich ums Tagebuch. Ich genieße den warmen Abend. Um 20 Uhr waren es noch 27 Grad Celsius. Ich habe mal die Wettervorhersage für Leonberg angeschaut. Hm... Bescheiden.
Sonntag, 11.07.2021 — Otocac - Gracac
12. Tag
Wetter morgens: sonnig und warm, leichte Quellwolken über den Bergen in der Ferne, kein Wind
Tages-Kilometer: 130,9 km
Gesamt-Kilometer: 1435,9 km
Durchschnitt: 23,4 km/h
Fahrzeit: 5h34
Wetter tagsüber: sehr sonnig und heiß, mäßiger Wind, zunehmende starke Bewölkung in den Bergen, die jetzt viel näher sind, teilweise kräftiger Wind und Gewitter in den Bergen
Wetter abends: sonnig, trocken, warm, windstill.
Abfahrt: 09:30 Uhr
Ankunft: 17 Uhr
Ich habe noch ein bisschen die Route geplant und bin dann um 22 Uhr ins Bett gegangen. Ich war wirklich müde. Die Etappe von gestern war schon ziemlich anstrengend, aber trotzdem schön. Ich bin ganz froh, dass ich nicht entlang der Hauptstraße gefahren bin.
Während mein Müsli einweicht packe ich schon einen Teil meiner Sachen zusammen. Irgendwie komme ich aber nicht so richtig in Schwung. Es ist schon fast 9:30 Uhr, als ich startklar auf der Straße stehe und losfahre. Zunächst verläuft die Route flach durchs Tal. Um mich herum ragen jedoch einige Berge auf. Nach 17 Kilometern ist dann die gemütliche Sonntagstour erst mal beendet und es geht hinauf auf die Berge. Die Steigung war zum Glück moderat, zog sich aber auch wieder über ein paar Kilometer. Die der kräftigen Sonne war die Milch vom Müsli ziemlich schnell heraus geschwitzt (und die Kalorien vermutlich auch schon fast wieder verbrannt...). Schließlich wurde es wieder flacher und der Track verlief eigentlich den Rest des Tages mehr oder weniger durch hügelige Landschaften. Die Aussicht war natürlich nicht mehr ganz so spektakulär wie gestern, dafür war es auch deutlich weniger anstrengend. Es war auch schön die Berge aus der Ferne anzuschauen. Die Straßen waren auch meist in gutem Zustand. Nur einmal ging es ein paar Kilometer über ziemlich groben Schotter. Da leidet natürlich der arme Bobby mit seinem kleinen Rad.
Aufgefallen sind mir immer wieder Häuser die leer stehen. Manche sind schon wirklich sehr alte Bauernhäuser die leider verfallen. Viel mehr zu denken gaben mir die Gebäude, die vielleicht seit 20 Jahren leer stehen. Man sieht, dass die gemauert sind und auch Beton verwendet wurde. Aber dann hat man plötzlich aufgehört, als wäre man auf der Flucht. Und ich denke das wird es auch gewesen sein. Nach dem Krieg hier musste schließlich die ethnische Gruppe (vermutlich Serben) das Land verlassen. Sie wurden vertrieben und die Häuser blieben zurück. Bis heute.
In den Gedanken versunken denke ich auch irgendwie gar nicht daran ein paar Bilder zu machen. Nun, so viel Abwechslung gab es auch nicht. Ich erreiche schließlich gegen 17 Uhr meine Unterkunft in Gracac. Ein sehr idyllischer Ort, mit schönem Garten, einen wunderschönen und gemütlichem Gartenhaus und einer sehr netter Familie, die hier wohnt und Apartments vermietet. Ich bringe mein Gepäck ins Zimmer und fahre dann noch schnell zum Supermarkt um mir etwas zum Abendessen zu kaufen. Ja, tatsächlich sind hier in Kroatien in größeren Städten die Supermärkte auch am Sonntag geöffnet. Nun, für mich ist das zwar praktisch, aber ob das wirklich sein muss weiß ich nicht. Mir reicht es zu Hause, wenn sonntags der Bäcker geöffnet hat. Die vielen Autos am Sonntag sind schon sehr nervig. Ganz besonders fällt dies auf, wenn ein Feiertag ist und der Bäcker geschlossen hat. Dann herrscht bis zum Mittag Ruhe und erst wenn die Gastronomie öffnet kommen Leute. Na ja, anderes Thema....
Der Supermarkt hier ist ein Stück weg und ich muss Gas geben damit ich nicht nass werde. Die Wolken haben sich jetzt nicht nur in den Bergen kräftig zu gezogen, sondern auch direkt über mir. Ein Donnergrollen treibt nicht zusätzlich an. Zurück in der Unterkunft genieße ich erst mal die Dusche, mache Waschtag und nehme mein Proviant dann mit ins Gartenhaus um dort gemütlich zu vespern. Ach hier kann man es schon aushalten. Ich will jetzt aber mal das Tagebuch erledigen und dann wieder ein bisschen auf die Route für morgen schauen.
Montag, 12.07.2021 — Gracac - Grebastica
13. Tag
Wetter morgens: bedeckt, trocken, kein Wind, nicht so warm.
Tages-Kilometer: 134 km
Gesamt-Kilometer: 1570 km
Durchschnitt: 23,6 km/h
Fahrzeit: 5h39
Wetter tagsüber: sehr sonnig, sehr heiß, kein Wind keine Wolken (außer Rauchwolken)
Wetter abends: sonnig, keine Abkühlung
Abfahrt: 9:00 Uhr
Ankunft: 17:00 Uhr
Ich bin gestern gegen 21:30 Uhr ins Bett und habe ganz gut geschlafen. Das tat gut. Es war hier auch nicht so warm, da der starke Wind gestern Abend eine Abkühlung gebracht hat. Leider sind meine Radlerklamotten nicht ganz trocken geworden. Aber ich habe auch noch eine zweite Radlerhose dabei. Nach dem Frühstück packe ich meine Sachen zusammen und mache mich auf den Weg. Es ist ziemlich stark bewölkt. Das ist auch mal gut. Trotzdem nehme ich inzwischen immer knapp 5 Liter Wasser mit für unterwegs. Das macht grade am morgen eine Steigung nicht grade einfacher, ist aber wichtig. In den Bergen gibt's nicht so viele Ortschaften, wo man mal Wasser kaufen kann, oder überhaupt eine Möglichkeit findet die Flaschen zu füllen. Doch nun geht's allmählich raus aus den Bergen.
Das dachte ich jedenfalls bevor ich los gefahren bin. Aber nach nicht einmal zwei Kilometern ging es zunächst nochmal eine ganze Weile bergauf. Es war wenig Verkehr am Morgen. Die Steigung war gut zu schaffen und irgendwann war ich dann oben. Nun ging es sehr lange bergab. Eine tolle Straße mit guter Aussicht. Wobei ich zum Schauen wirklich angehalten habe. Es ist zu gefährlich mit 50 km/h einen Pass hinunter zu fahren und dabei spazieren zu schauen. Irgendwie erinnert mich die Aussicht von hier oben an den Blick auf das Jordan-Tal in Jordanien. Wenn man von Berg Nebo aus hinunter schaut sieht man das riesige Tal mit dem Jordan und seinen vielen Olivenbaum-Plantagen. Dann das Tote Meer und die Stadt Jericho. Moses stand hier wohl am Ende seiner langen Reise ins gelobte Land. Nun ja, das hier ist aber eben doch Kroatien und ich bin auch nicht zu Fuß hier her gelaufen. Also richte ich meine Gedanken wieder auf die Straße mit ihren vielen Kurven. Ehrlich gesagt bin ich auch ganz froh, dass ich den Pass nicht hinauf muss. Doch die Freude währt nur begrenzte Zeit. Dann geht's wieder bergauf. Aber nicht ewig. Dann geht's durch sehr trockene Landschaft. Es ist unglaublich heiß. Nur Sonne, Hitze und keinen Schatten. Es gibt zwar etwas Wind, aber der kühlt nicht, sondern wirkt eher wie ein Heißluftgebläse. Die ganze Landschaft ist extrem trocken. Es erinnert wirklich an eine Prärie in Amerika. Wer also mal mit dem Fahrrad durch Amerika fahren will, der kann hier ganz gut üben. Außerdem gibt's hier bestimmt auch weniger bis am die Zähne bewaffnete Irre. Aber anderes Thema....
Mein Wasservorrat verdunstet förmlich. Ich mache immer wieder mal einen kurzen Stopp um zu trinken. Zum Glück habe ich so viel Wasser dabei. Hier in der einsamen Gegend gibt's keinen Supermarkt wo man mal kurz anhalten kann. Am Nachmittag bin ich dann wieder am Meer. Die Berge liegen erst mal hinter mir. Der Unterschied ist aber irgendwie gewaltig. Während ich noch vor einer Stunde in glühender Hitze in der Prärie unterwegs war und ab und an mal ein Häuschen an der Straße stand gibt's nun Bierstände, Würstchenbuden, teure Autos, Jachten und Luxus im Überfluss. Tja, so läuft es wohl auf dieser Welt. Aber auch kein Thema für hier, dennoch beschäftigt mich der unglaublich krasse Gegensatz zwischen arm und reich noch eine ganze Weile. Ich denke es ist manchmal nötig bewußt zu verzichten, um erkennen zu können, was man doch eigentlich hat. Ach so.... Kein Thema für hier...
Eine dunkle Rauchwolke in der Stadt Srima reißt mich aus meinen Gedanken. Nun, das sieht nicht nach einem Grillfeuer aus. Der Weg führt auch noch genau in diese Richtung. Ein paar Minuten später sehe ich hinter den Häusern Flammen auflodern. Ich halte an und bitte einen Schaulustigen die Feuerwehr zu verständigen. Denn bisher hat offenbar niemand Notiz von dem Brand genommen. Der Mann ist ganz erleichtert, als er aufhört hat zu telefonieren. Offenbar war er der erste Anrufer. Der Wind facht die Flammen nochmal richtig kräftig an und die Flammen sind weit über die Häuser hinaus zu sehen. Nun, mehr kann ich auch nicht machen und fahre weiter. In der nächsten viertel Stunde kommen mir wirklich einige Feuerwehr-Fahrzeuge entgegen. Nun ja, so dicht an der Stadt ist so ein Feuer auch nicht ganz ungefährlich. Der Wind treibt den Qualm noch eine ganze Weile in meine Richtung. Am Horizont sehe ich auch schon die nächste Qualmwolke. Nun ja, so trocken wie es ist. Ich stand bei einer Pause wirklich bis zum Knöchel in den langen Harz gefüllten Nadeln von Kiefern die allmählich vertrocknen und alle Nadeln fallen lassen. Ich denke da reicht wirklich ein kleiner Funke und dann geht's ab.... Okay, genug davon. Ein paar Kilometer will ich heute schon noch machen. Also beschließe ich bis Grebastica zu fahren. Ich buche mir übers Internet eine Übernachtung und bin wirklich froh, dass ich aus der Sonne bin. Es war heute schon ziemlich heiß und Abkühlung wird es wohl so schnell keine geben. Dafür habe ich ganz lustige Farbmuster. Überall wo die Radlerklamotten anliegen ist alles weiß. Die anderen Stellen sind wirklich sehr dunkel, trotz Sonnencreme. Na ja.. Ich kauf mir noch was zum Abendessen, mache es mir gemütlich genieße den warmen Abend.